Ruckeln bei Teillast

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bdsf2003
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Ruckeln bei Teillast

#1 Beitrag von bdsf2003 »

Hallo zusammen. Endlich habe ich mal wieder Zeit gefunden mich mit einem der Turbos zu beschäftigen. Ich habe mich dem Problem angenommen, daß der Wagen bei Beschleunigung aus dem Drehzahlkeller etwas ruckelte und müde erschien, dann bei vollem Ladedruck aber kraftvoll durchzog. Irgendwie lag der Verdacht nahe, daß die Kraftstoffmenge im mittleren Drehzahl- und Leistungsbereich nicht stimmt. Das Phänomen wurde stärker je heisser der Motor wurde - zumindest hatte ich diesen Eindruck. Zudem war die Leerlaufdrehzahl kurz nach dem Kaltstart sehr gering.

Alle O-Ringe sind neu, alles ist abgedrückt und dicht, der Mengenteiler und der Luftmengenmesser arbeiten offenbar gut, alle Unterdruckleitungen sind neu. Diese Punkte sollte man auf jeden Fall durchgehen da sie ja meist die Ursache für ruckelnde Motoren sind. Von mindestens zwei weiteren Personen aus dem Forum weiss ich, daß sie das gleiche Problem an ihrem Wagen haben. Ich habe nun das Selbststudeinprogramm K-Jetronic durchgearbeitet und zumindest bei meinem Fahrzeug folgende Erklärung und Instandsetzung gefunden:

Im Warmlaufregler drückt ein Bimetal gegen eine Feder. Durch diesen Druck öffnet ein Ventil zwischen den beiden angeschlossenen Benzinleitungen, der Durchgang zum Rücklauf wird geöffnet und der Gegendruck des Steuerkolbens im Mengenteiler wird verringert. Dadurch läuft der Wagen etwas "fetter" beim Kaltstart. Durch einen Heizdraht wird dann die Bimetallfeder erwärmt und der Druck gegen die Feder nimmt ab, das Ventil schliesst und der Gegendruck wird höher. Dadurch läuft der Motor magerer wenn er warm wird.

Bei den 5 Zylindern ist aber noch eine Druckleitung am Warmlaufregler angeschlossen. Diese hat zwei Funktionen: Zum Anreichern des Gemisches beim Fahren mit kaltem Motor und bei Vollast wird Steuerdruck in den Warmlaufregler geleitet welcher ebenfalls gegen die Feder wirkt und das Gemisch anfettet. Am Motorblock gibt es daher ein thermopneumatische Ventil welches unter 58 Grad offen ist. Zumindest bei mir lässt dieses Ventil in einer Richtung den Druck wesentlich besser durch als in die andere Richtung. Ein Tausch der beiden angeschlossenen Druckleitungen brachte zumindest schon einmal besseren Motorlauf kalt und bei Teillast: Der Schlauch am schrägen Stutzen muss zum Warmlaufregler gehen, der am geraden Stutzen hinten an die Wand zu den anderen Steuerleitungen laut Anschlussplan.

Bei Vollgas wird zudem der kleine Elektroschalter an der Drosselklappe betätigt, dieses bewirkt ein Öffnen des Zweiwegeventil und Überdruck wird direkt zum Warmlaufregler geleitet und fettet das Gemisch an.

Es gibt also drei Wege der Gemischanreicherung: Kalt oder halbwarm durch Steuerdruck vom thermopneumatischen Ventil, bei Vollgas durch Steuerdruck aus dem Zweiwegeventil und zudem dauerhaft aber bei Motorlauf sinkend duch die Bimetallfeder im Regler.

Bei meinem Wagen lag nun Fehler eins im Zweiwegeventil, dieses flatterte etwas bei Auslösen des Vollastschalters. Ausbau, Reinigung der Kontakte und etwas Klopfen brachten erste Besserung. Weiter habe ich den Stecker am Warmlaufregler nicht wieder angeschlossen und somit die Abmagerung des Gemisches unterbunden. Diese Massnahme brachte weiteren deutlichen Erfolg. Offenbar Ist die Bimetallfeder altersschwach, ihr eigener Druck gegen die Feder im Regler kaum noch vorhanden. Der Wagen läuft also kalt auch schon fast im Betriebszustand "warm". Wenn nun der Heizdraht mit angeschlossen wird nimmt man der Bimetallfeder den letzten Gegendruck und der Regler schliesst vollständig - das Gemisch wird sehr mager und erst dann wieder ausreichend fett wenn durch Lade- bzw. Steuerdruck die Vollastregelung effektiv anreichert. Unter ca. 3000 U/min bei Unterdruck im System kann diese Regelung aber nicht greifen und der Motor lief offenbar etwas zu mager, wirkte wie beschrieben etwas kraftlos und ruckelig.

Vielleicht hilft ja dem einen oder anderen diese Beschreibung dabei, seinem 5 Zylinder wieder kraftvolleres Durchziehen aus dem Drehzahlkeller einzuhauchen. Gruss an alle

Björn
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#2 Beitrag von 5E-Thomas »

Diesen Bolzen, auf den die Bimetallfeder festgeschraubt wird, kann man von innen auch etwas herausklopfen. Damit erhöht man den Druck in der Warmlaufphase und fettet somit ebenfalls an.
Viele Grüße
Thomas

bdsf2003
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#3 Beitrag von bdsf2003 »

Das ist natürlich eleganter. Kann man den Regler problemlos öffnen? Ich habe mich das nicht getraut. Danke und Gruß

Björn
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turbolimo
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#4 Beitrag von turbolimo »

schöne Grüsse Gerd


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#5 Beitrag von 5E-Thomas »

Viele Grüße
Thomas

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#6 Beitrag von Hacki 200 »

Hi Björn,
ein tolles Thema hast Du da aufgegriffen!
Ich hoffe ich werde mich meiner K-Jet Themen auch bald annehmen können.
Da haben, bis auf den Quattro, alle Turbos mehr oder weniger akuten Handlungsbedarf. Der 5000 Turbo ist da der dringenste, bzw. der am heftigsten daneben liegt :???:

Und Thomas,
dein Bericht hat mich motiviert, auch mal einen WLR aufzumachen.
Ich werde berichten ;-)

VG
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#7 Beitrag von 5E-Thomas »

Bislang habe ich schon vier WLR offen gehabt und nur einer ist danach nicht mehr gelaufen - wohl deshalb, weil sich die grüne Isolierung (?) an der Bimetallfeder schon aufgelöst hatte. Da hatte sich die Feder also verabschiedet.
Viele Grüße
Thomas

bdsf2003
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#8 Beitrag von bdsf2003 »

Hallo zusammen,

die beiden Beschreibungen beziehen sich aber nur auf den Regler des Vierzylinders. Der Fünfzylinder hat den seitlichen Anschluss für Steuerdruck und Anreicherung bei Teillast unter Betriebstemperatur des Motors und die ganz wichtige Anreichrung bei Vollgas / Drosselklappe ganz offen. Hier müssen im Regler also noch zusätzliche Membrane und Abdichtungen vorhanden sein - kann man trotzdem einfach öffnen und selbst gangbar machen oder ist der dichte Zusammenbau dann ein Problem?

Gruss

Björn
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Louis
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#9 Beitrag von Louis »

Mach ruhig auf Björn!

Wenn es nicht klappt, dann sage rechtzeitig Bescheid. Lasse ich meinen lieber zusammen. :mrgreen:

Nein im ernst. Tolles Thema. Genau die von Björn geschilderten Probleme habe ich auch. Werde mich mal dran machen und schauen, ob es was hilft.

Bei mir ist noch ein zusätzliches Phänomen zu beobachten: der Leerlauf lässt nur bis auf 900 U/ min drücken. Dann ist die Schraube "am Ende"! Einspritzmenge passt, Falschluft zieht er nicht. Frage mich, was das sein kann.... :?:
Gruß Ingo

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#10 Beitrag von bdsf2003 »

Schau mal unter den Schläuchen hinten am Ansaugkrümmer. Dort sitzt ein Gerät für Nebenluft in der Kaltstartphase, sieht aus wie ein Plastikrohr mit Stromanschluss. Hier wird zusätzliche Luft an der Drosselklappe vorbei angesaugt und die Stauscheibe etwas angehoben solange der Motor kalt ist, das bewirkt eine Drehzahlanhebung. Auch dieses Gerät ist ein Ventil mit Heizdrahtansteuerung.
Wenn es nicht 100% schliesst wenn der Motor warm ist dann fährst Du dauerhaft mit angehobener Leerlaufdrehzahl als ob Du immer etwas Gas gibst. Dann bringt auch das Reinschrauben der Stellschraube nichts. Verschliesse doch mal zum Test diesen Bypass und berichte ob es das war.

LG Björn
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#11 Beitrag von 5E-Thomas »

Der Leitfaden auf der Homepage gilt auch für den 5-Zylinder, das Innenleben ist bis auf die zusätzliche Membran identisch.
Viele Grüße
Thomas

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